Kicker – „Samtgemeinden-Clásico“

Oberliga-Derby zwischen Rehden und Wetschen: Suppe, Fanmarsch, Provokationen

Die Vorfreude war riesig – bei Fans, Verantwortlichen und Spielern. Am Samstag ging in Rehden ein äußerst packendes Oberliga-Derby über die Bühne – mit bekannten und eher unbekannten Begleiterscheinungen.

Ganze drei Kilometer liegen der heimische BSV und der TSV Wetschen auseinander. Mehr Derby geht kaum. Die lokale Kreiszeitung Diepholz taufte das Duell gar „Samtgemeinden-Clásico“. Vielleicht eine etwas euphemistische Beschreibung, aber in jedem Fall hatte die Partie der Oberliga Niedersachsen einiges zu bieten: eine Rekordkulisse von 1.450 Zuschauern, viel Kampf und Leidenschaft auf dem Rasen, einen Foulelfmeter sowie eine Gelb-Rote Karte.

„Von der Atmosphäre her war es ein echtes Derby. Richtig, richtig klasse. Man hat schon eineinhalb Stunden vorher gemerkt, dass eine ganze andere Power herrscht“, erzählt Kristian Arambasic am Morgen danach. Der Trainer des BSV Rehden hatte nur eine kurze Nacht. „Ich konnte nicht schlafen und habe Netflix geguckt.“ Ähnlich erging es seinem Pendant auf Wetscher Seite. Die Stimme von Artur Zimmerman war am Sonntagmorgen noch reichlich angeschlagen: „Das war schon ein Highlight“, fasste der TSV-Coach den Rahmen kurz und bündig zusammen.

Derbys sind ein anderer Wettbewerb. Da sind Favorit oder Außenseiter nur schwer auszumachen. Die Gefühlswelten konnten nach dem 1:1-Unentschieden aber kaum unterschiedlicher sein. „Wetschen hat den Punkt wie eine deutsche Meisterhaft gefeiert und vor ihrem Fanblock getanzt. „Und wir sind bedröppelt vom Feld gegangen“, beschreibt Sandy Röhrbein, Rehdens Sportvorstand, die Szenerie nach der Begegnung. „Ein Derby ist halt anders. „Da sind die Wetscher, die vom Papier her vielleicht unterlegen waren, 500-mal motivierter.“

Pommes & Erbsensuppe

Die ganze Woche über standen beide Seiten im engen Austausch. „Man hat auf dieses Spiel hin gefiebert“, erzählt Thomas Otte, Sportdirektor beim TSV Wetschen. Der Derbytag hatte für ihn sowie Trainer Zimmermann und Kapitän Timo Hibbeler schon um 10 Uhr begonnen. Ähnlich einem Townhall-Meeting standen sie den Fans in einem Wetscher Festsaal Rede und Antwort. „Für die Kinder gab es Pommes, für die Erwachsenen gab es Erbsensuppe. „Es wurde gar nicht so viel gefragt, aber es war eine tolle Geschichte“, fasst Zimmermann die originelle Veranstaltung zusammen.

Gegen 11.30 Uhr machten sich dann annähernd 400 Fans auf den Fußmarsch nach Rehden zum Sportplatz Waldsportstätten. Gut eine Stunde später dort angekommen, bildeten sie ein Spalier für die Wetscher Mannschaft, vorbei an gelb-blauen Rauchtöpfen. „Das war schon Gänsehaut“, zeigt sich Otte beeindruckt von der Aktion. Der Gastgeber aus Rehden war vorab so freundlich gewesen, die Stadiontore für die Gästefans früher als sonst zu öffnen. So konnten diese in Ruhe ihre Fanbanner aufhängen. Bei aller Konkurrenz hat auch Rehdens Röhrbein viel Lob für die Aktivitäten der Gäste. „Das haben sie wirklich gut gemacht. Sie haben dazu beigetragen, dass fast 1.500 Zuschauer da waren, und es eine schöne Derbyatmosphäre war.“

Diffamierungen gegen den Vereinsboss

Ganz geräuschlos und ohne Animositäten lief es zwischen beiden Seiten aber nicht ab. „Wir waren sehr enttäuscht, dass von Wetscher Seite viele Provokationen kamen. Nicht vom Verein selbst, sondern von irgendwelchen Leuten.“ Anonyme Memes im Internet hatten Rehdens Vereinsboss Friedrich Schilling diffamiert. Ebenso verhöhnten Karikaturen Trainer Arambasic sowie Röhrbein selbst. „Und der Klub hat nicht regiert und alles bei Facebook stehen lassen. Das würden wir anders machen“, echauffiert sich der studierte Sportmanager, um dann fast in Rage zu geraten: „Ich finde es feige, dass so was anonym verläuft. Aber das ist wohl die heutige Gesellschaft.“ Bis jetzt warte man in Rehden auf eine Entschuldigung aus Wetschen.

Der angesprochene Thomas Otte wundert sich hingegen über die Aufregung. „Wie sollen wir so etwas runternehmen?“ Und es war auch nichts wirklich unter der Gürtellinie.“ 90 Prozent der Pöbeleien im Internet seien an die Adresse von Friedrich Schilling gerichtet, ergänzt Otte, ohne das damit entschuldigen zu wollen: Der Präsident ist ein erfolgreicher Unternehmer, der Mr. Allmächtig beim BSV Rehden und deshalb nicht unumstritten. „Da ist viel Neid dabei“, erklärt sich Arambasic die Anfeindungen, die er als respektloses Verhalten ansieht. Das Derby dürfte in der Samtgemeinde Diepholz in den nächsten Tagen also noch für viele Diskussionen sorgen.

„Lieber elf gegen elf als mit einem Mann mehr“

Sportlich muss sich der Gastgeber vorwerfen, kein Kapital aus der 40-minütigen zahlenmäßigen Überlegenheit geschlagen zu haben. Nach dem Julian Fehse mit Gelb-Rot vom Platz musste. „Ich spiele lieber elf gegen elf, als mit einem Mann mehr“, spricht Arambasic von einer anderen Spielsituation. Zudem haderte er damit, „dass uns zwei glasklare Elfmeter nicht gegeben wurden“. Sein Gegenüber war dementsprechend besser gelaunt: „Ich nehme den Punkt gerne mit. Für die Jungs und unsere Fans fühlt es sich an wie ein Sieg“, resümiert Zimmermann das Remis.

Den Aufstieg hat man nunmehr abgehakt in Rehden. „Davon brauchen wir nicht mehr zu reden“, gesteht Arambasic. Aber direkt nach dem Spiel haben sich Trainer und Mannschaft bereits auf das Rückspiel eingeschworen. „Wir haben die Faust in der Tasche. Im Mai ist Crunch-Time. Wir haben das Ziel, uns zu revanchieren. Für uns geht es dann womöglich um einen guten Mittelfeldplatz, mal sehen, um was es dann für Wetschen geht“, schickt der Rehdener liebe Grüße an den abstiegsgefährdeten Nachbarn.

Für alle, die es sich schon jetzt notieren wollen: Datum für das Rückspiel ist Freitag, der 8. Mai 2026.

Text: Eckhard Klein – Kicker

Foto: Vogler Images

Sauna- und Sportparadies Diepholz

In angenehmer Atmosphäre finden Sie im Sauna & Sportparadies viele Möglichkeiten, sich vom Alltag zu befreien.

Das Sauna- und Sportparadies bietet Ihnen ein umfassendes Programm rund um den Wellness- und Fitnessbereich und unterstützt seit der Saison 2013/14 den BSV Schwarz-Weiß Rehden. Die Spieler des BSV können, neben dem Training auf dem Grün, an den professionellen Trainingsgeräten fit machen und in der schönen Saunalandschaft regenerieren.