Kristian Arambasic (links) und Sandy Röhrbein haben noch viel Arbeit vor sich.
Text: Eckhard Klein, Kicker
Fotos: Horst Vogler, Vogler Images
„22 Schwiegersöhne, aber ich brauche Krieger“: Arambasic kämpft mit Rehden um die Wende
Rehden – Nach dem 3:1-Sieg bei Spitzenreiter Atlas Delmenhorst schöpft der BSV Rehden neuen Mut. Trainer Kristian Arambasic bleibt trotz des Befreiungsschlags realistisch – und stellt klare Forderungen an sein Team: mehr Cleverness, mehr Härte, mehr Ergebnisse.
Einer der ersten Gratulanten war der Präsident persönlich. „Er kam zu mir, nahm mich in den Arm und sagte: Boah, ich freue mich wahnsinnig, schön, dass wir gewonnen haben“, erzählt der umarmte Kristian Arambasic. „Und da habe ich ihm mit einem Augenzwinkern gesagt: Friedrich, wir arbeiten doch schon länger zusammen.“
Friedrich, das ist Friedrich Schilling. Der Vereinsboss und graue Eminenz beim BSV Schwarz-Weiß Rehden hatte vor der Begegnung bei Atlas Delmenhorst keinen Hehl daraus gemacht, dass die Situation schon sehr brenzlig gewesen sei. Arambasic ist im Januar bereits vier Jahre im Amt, so lange wie seit 30 Jahren keiner mehr beim niedersächsischen Oberligisten.

Aber nach dem mäßigen Saisonstart mit nur zwei Siegen, einem Remis und vier Niederlagen war vermehrt Besorgnis zu spüren in der beschaulichen Gemeinde im Landkreis Diepholz. „Nicht alle rund 2000 Rehdener sind unruhig gewesen, aber schon der eine oder andere“, beschreibt Sandy Röhrbein die Stimmung vor dem so wichtigen 3:1-Sieg in Delmenhorst.
Trainerwechsel trotz Initiativbewerbungen keine Option
Dass da auch über die Position des Trainers geredet wurde, ist im Amateurfußball nicht anders als im Profigeschäft. Nun ist nicht bekannt, dass bereits Geier über den Waldsportstätten kreisten, tatsächlich aber waren schon erste Bewerbungen von arbeitslosen Trainern eingegangen. „Die sehen: Oh, Rehden will aufsteigen und steht unten, dann kommt schon der ein oder andere und bewirbt sich“, offenbart der Sportvorstand. „Aber wir haben klar gesagt: Wir haben einen Trainer und stehen zu ihm.“
Indes hat Röhrnein durchaus Verständnis für die Kakophonie im Umfeld. „Wenn man vor der Saison vom Aufstieg redet, und dann eher unten steht, fragen sich so manche: Ist das der richtige Weg, müssen wir etwas verändern?“ Röhrbein und Präsident Schilling selbst haben aber nie Zweifel an ihrem Trainer gehabt. „Wir sind hundertprozentig von Kristian überzeugt. „Wir wissen, wie viel er arbeitet und was ihm der Verein bedeutet.“
Auch die Mannschaft habe ihm in einem Gespräch deutlich gemacht, hinter dem Trainer zu stehen. An diesem läge es nicht, sondern an den vielen individuellen Fehlern, dass es bisher nicht so gelaufen ist wie erhofft. In Delmenhorst passierte nur ein Fehler, der prompt zum Rückstand führte. Aber diesmal kam die Mannschaft zurück.
„Das sind Momente, die wir brauchen. Da hat jeder Einzelne nach gelechzt. Der Moment in der Kabine, das Gefühl, so ein Spiel gedreht zu haben“, hebt Arambasic die Bedeutung des Sieges beim bis dato Tabellenführer hervor.
Atlas-Coup hat keine Wiederholungsgarantie
Aber wie nachhaltig ist dieser Erfolg? „Nur weil man einmal eine überzeugende Leistung in Delmenhorst gezeigt hat, heißt es nicht, dass es so weitergeht. Wir wissen schon, dass die Wahrheit auch die Spiele zuvor sind“, will Röhrbein die Freude gar nicht dämpfen, aber es liegt in seiner Funktionärspflicht, realistisch zu bleiben.
Auch Arambasic weiß, dass jetzt nicht alles gut ist. Er sieht sich vermehrt in der Verantwortung, ist aber von seinem Team überzeugt. „Auch, weil ich einen Großteil davon zusammengestellt habe.“ Bereits vor der Saison hatte der UEFA-A-Lizenzinhaber Zeit eingefordert und einen holprigen Start für wahrscheinlich gehalten. 15 neue Spieler kamen, die erst integriert werden müssen.
„Innerhalb der Mannschaft ist schon sehr viel stabil. Die Neuen verstehen sich gut mit den Alten. Die Mischung ist gut. „Aber am Ende zählen die Ergebnisse – die waren bisher sehr überschaubar“, räumt Arambasic ein.
Deshalb fehle es der jungen Mannschaft noch an Selbstvertrauen. „Für mich als Trainer sind die Abläufe wichtig, die sind noch nicht gefestigt. Wir machen zu viele einfache Fehler. Da ist eine Unsicherheit zu sehen.“
Geldstrafe bei unnötigen Strafstößen
Oft agiert Rehden schlicht zu ungestüm. In acht Ligaspielen kassierte das Team bereits fünf Elfmeter. Ein Fakt, der den 48-Jährigen in Rage bringt: „Das sagt alles über unser Abwehrverhalten im Strafraum. Das geht so nicht. Da habe ich jetzt eine Geldstrafe eingeführt. Ich habe die Faxen dicke, dass wir Elfmeter kassieren, die nicht notwendig waren. Da fehlt Cleverness und Konzentration.“
Ich habe 22 Schwiegersöhne, aber ich brauche auch Krieger. Die muss ich jetzt ausbilden.
Kristian Arambasic
Ein weiterer Punkt: das Auftreten auf dem Platz. Die Oberliga verlangt Kampf und Leidenschaft, da benötigt man Ellbogen. „Es geht nicht mit Friede, Freude, Eierkuchen. Das müssen wir lernen, aber das ist ein Prozess.“, meint Arambasic und führt hinzu: „Ich habe 22 Schwiegersöhne, aber ich brauche auch Krieger. Die muss ich jetzt ausbilden.“
Es hört sich martialisch an- doch der Trainer meint es pragmatisch. Rehden ist eine Mannschaft, die über das Spielerische kommt. „Wir wollen Fußball spielen, aber manchmal ist es besser, den Ball rauszukloppen und auf zweite Bälle zu gehen“, erklärt Arambasic. An seiner grundsätzlichen Idee hält er dennoch fest: „Wir wollen es spielerisch lösen. „Aber das setzt Eingespieltheit voraus, die kommt erst nach sechs bis neun Monaten.“
Den Ball auch mal „auf die Tribüne kloppen“
Eine lange Zeit, die man im Fußball selten bekommt. Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. „Gegen Atlas haben wir etwas verändert. Dass wir zumindest eine Mischung haben, dass wir auch mal einen Ball auf die Tribüne kloppen wie andere Mannschaften auch.“ Diese Herangehensweise will der BSV Rehden in der kommenden Woche beim erstarkten TuS Bersenbrück erneut an den Tag legen.
An der Sehnsucht „Regionalliga“ hat sich nichts geändert. „Mir ist klar, dass ich ein hohes Ziel ausgesprochen habe. Aber die Saison ist lang. Es sind 30 Spiele. Ich weiß, was in der Mannschaft steckt. Wir müssen nur in die Spur kommen“, zeigt sich Arambasic zuversichtlich.
Und schließt mit einem Satz, den Fußballer gerne sagen, wenn es darum geht, dass erst am Ende abgerechnet wird: „Am Ende kackt die Ente.“